Ein Besuch im Dokumentationszentrum Prora sollte zu einer Reise auf die Insel Rügen einfach dazu gehören, vor allem, wenn Ihr Euch für Geschichte interessiert. Denn hier erfahrt Ihr alles über das „KdF-Seebad Rügen“, das auch als „Koloss von Rügen“ bekannt ist. Eine spannende Reise in die jüngere Vergangenheit, die leider aktuell bedroht ist. Denn Investoren haben inzwischen das gesamte Objekt renoviert und wollen nun auch dem Dokumentationszentrum Prora an den Kragen. Dabei finde ich es in der aktuellen Situation gerade wichtiger denn je, die Erinnerung am Leben zu erhalten.
Deshalb möchte ich Euch das Dokumentationszentrum hier ein bisschen näher vorstellen.
Die Geschichte von Prora und dem Dokumentationszentrum
Das „KdF-Seebad Rügen“ in der Prorer Bucht wurde zwischen 1936 und 1939 im Auftrag der „NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude“ gebaut und zu großen Teilen auch vollendet. 20.000 Menschen sollten hier gleichzeitig Urlaub machen. Die etwa 4,7 km lange Anlage ist damit neben dem „Reichsparteitagsgelände“ in Nürnberg die größte geschlossene architektonische Hinterlassenschaft der nationalsozialistischen Zeit.
Offiziell steht die Anlage unter Denkmalschutz, allerdings wurde der Komplex in den vergangenen Jahren fast komplett renoviert und erinnert jetzt kaum noch an die vergangenen Zeiten. Hier scheint zu gelten „Geld ist alles“, denn auf Denkmalschutz wurde hier kaum geachtet. Dabei ist die riesige Anlage wirklich absolut beeindruckend.
Fertiggestellt wurde das „KdF-Bad der Zwanzigtausend“ nie, denn die Bauarbeiten wurden mit Kriegsbeginn eingestellt. Später dienten die fertiggestellten Gebäudeteile zur Ausbildung einiger Polizeibataillone, als Lazarett und nach Kriegsende als Flüchtlingsunterkunft.
Während der DDR-Zeit wurden die Gebäude von der NVA, der Nationalen Volksarmee, genutzt und viele Soldaten waren hier untergebracht. Bis 1991 blieb das Gelände militärisches Sperrgebiet.
Nach 1989 wurden die Gebäude zuerst an die Bundeswehr, 1991 dann an die Bundesregierung übergeben. Da dieser vor allem daran gelegen war, das Objekt finanziell zu vermarkten, wurden die einzelnen Gebäudekomplexe inzwischen fast vollständig an private Investoren verkauft. Eine blühende Künstlergemeinschaft, die sich nach der Wende hier zusammengefunden hatte, wurde komplett zerstört. Heute befinden sich hier fast ausschließlich hochpreisige Eigentumswohnungen.
Das Dokumentationszentrum Prora wurde im Jahr 2000 gegründet und beherbergt neben der Dauerausstellung MACHTUrlaub auch Wechselausstellungen mit Themen zu Geschichte, Architektur, Kunst, und Politik. Hoffen wir, dass sie uns noch lange erhalten bleibt.
Das Dokumentationszentrum Prora – FAQ
Was gibt es im Dokumentationszentrum zu sehen?
Die Ausstellung „MACHTUrlaub“ thematisiert die Geschichte von Prora von der Planung des Gebäudes an und während der kompletten NS-Zeit. Daneben zeigt die Ausstellung, welche Bedeutung das „KdF-Seebad Rügen“ für die nationalsozialistische Propaganda hatte. Doch die Ausstellung dreht sich nicht nur um Prora, sondern beschäftigt sich auch mit dem Nationalsozialismus im Allgemeinen, mit denen Propaganda und wie diese genutzt wurde. Aber auch die Folgen dieser Propaganda werden beleuchtet.
Die Ausstellung ist wirklich sehr abwechslungsreich. Es gibt geschichtliche Dokumente, Zeitzeugenberichte, Fotos und viele Informationen. Dazu gibt es auch einige Ausstellungsstücke, wie eine Nachbildung des geplanten Gebäudekomplexes. In zwei Videoräumen kann man sich die Geschichte zudem in Bild und Ton anschauen.
Wer eine kleine Pause einlegen möchte, der findet im „Lesecafé“ die Möglichkeit, die Eindrücke auf sich wirken zu lassen oder anhand von Literatur noch tiefer in das Thema einzutauchen. Dazu könnt Ihr leckeren Kaffee oder Tee und kleine Snacks genießen. Einen kleinen Gutschein gibt es zum Eintritt noch dazu.
Zusätzlich zur Dauerausstellung gibt es wechselnde Sonderausstellungen, die sich ebenfalls mit dem Thema Geschichte und Politik beschäftigen. Am besten informiert Ihr Euch vorab auf der offiziellen Webseite.
Wie komme ich nach Prora?
Das Dokumentationszentrum Prora befindet sich zwischen Saßnitz und dem Ostseebad Binz. Ab der L29 ist alles sehr gut ausgeschildert. Ihr solltet also keine Probleme haben.
Vor Ort steht Euch der Großparkplatz Prora zur Verfügung. Die erste Stunde hier kostet 2,00 €, jede weitere 1,50 € bis zu einem Höchstsatz von 20,00 € (Stand 2024)
Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn* ist Prora gut erreichbar.
Wann ist das Dokumentationszentrum geöffnet?
Die Öffnungszeiten des Dokumentationszentrum Prora richten sich nach der Jahreszeit
- Januar täglich 10:00 bis 16:00 Uhr
- Februar täglich 10:00 bis 17:00 Uhr
- März bis Oktober täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr
- November täglich von 10:00 bis 16:00 Uhr
Der Einlass endet jeweils eine halbe Stunde vor Schließung.
Von März bis Oktober gibt es zudem täglich um 11:15 und 14:00 Uhr eine Führung durch das Dokumentationszentrum. Diese kostet 3,00 € zusätzlich zum Eintritt.
Dürfen Hunde mit in das Dokumentationszentrum?
Eine gute Nachricht für alle, die mit der ganzen Familie unterwegs sind. Auch Hunde sind im Dokumentationszentrum herzlich willkommen. Für uns war das toll, weil wir alle die Ausstellung genießen konnten und nicht einer draußen beim Hund bleiben mussten.
Wieviel Zeit sollte ich einplanen und wann ist die beste Zeit für einen Besuch?
Für Euren Besuch im Dokumentationszentrum solltet Ihr mindestens 1-2 Stunden einplanen, denn es gibt richtig viel zu sehen.
Perfekt ist ein Besuch natürlich, wenn Ihr ein Ausflugsziel an einem Regentag sucht. Aber auch an einem sonnigen Tag lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall
Lohnt sich ein Besuch im Dokumentationszentrum?
Nicht nur wenn Ihr Euch für die jüngere Geschichte Deutschlands interessiert, solltet Ihr unbedingt im Dokumentationszentrum Prora vorbei schauen. Hier wird auf interessante Weise ein sehr dunkles Thema unserer Geschichte aufgearbeitet.
Die Ausstellung ist wirklich sehr informativ aber nicht aufputschend. Hier werden geschichtliche Fakten zusammengetragen und den interessierten Besuchern vorgestellt. So kann sich jeder seine eigenen Gedanken zu diesem Thema machen.
Ich kann einen Besuch also nur von ganzem Herzen empfehlen. Vielleicht gelingt es ja so, das Dokumentationszentrum auch für weitere Generationen zu erhalten.
Das Dokumentationszentrum Prora im Überblick
- Adresse: Dritte Str. 4, 18609 Binz
- Öffnungszeiten: Januar täglich 10:00 bis 16:00 Uhr | Februar täglich 10:00 bis 17:00 Uhr | März bis Oktober täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr | November täglich von 10:00 bis 16:00 Uhr | Der Einlass endet jeweils eine halbe Stunde vor Schließung.
- Eintritt: Erwachsene: 7 Euro | Ermäßigte: 3 Euro | Kinder bis zu 12 Jahren freier Eintritt
- Weitere Informationen: www.proradok.de
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