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Gruorn das verlassene Dorf

Gruorn – Das verlassene Dorf

Auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz wandern? Das kann man in der Nähe von Münsingen. Hier findet man noch die ursprüngliche Natur der Schwäbischen Alb, denn hier hat die Außenwelt jahrelang keinen Einfluss genommen. Auch heute noch sind nur einige der Wege für Wanderer geöffnet, da hier noch viel Munition im Boden liegt. Was wiederum dafür sorgt, dass sich auch heute noch die Natur abseits der Wanderwege so wie früher entfalten kann, ohne vom Menschen beeinflusst oder zerstört zu werden.

Im Süden des Truppenübungsplatzes findet Ihr zudem das verlassene Dorf Gruorn, welches 1939 der Erweiterung des Übungsplatzes zum Opfer gefallen ist. Glücklicherweise wurde es nicht ganz zerstört und kann heute von seiner Geschichte berichten. In den Sommermonaten öffnet hier am Wochenende auch ein kleines Gasthaus und lockt Besucher mit Speis und Trank. Ein wunderbares Ausflugsziel also.

Ich habe daraus eine kleine Rundwanderung gemacht, um noch mehr Geschichte zu entdecken, aber lest selbst …

Gruorn

Gruorn und der Truppenübungsplatz Münsingen

Die Geschichte des Truppenübungsplatzes bei Münsingen geht bis auf das Jahr 1895 zurück. Der Platz diente damals dem XIII. Königlich Württembergischen Armeekorps als Übungsort. Durch den Einfluss der beiden Weltkriege wurde das Gebiet immer wieder erweitert, um mehr Übungsgelände zur Verfügung zu stellen.

Im Jahr 1939 wurde dann das Dorf Gruorn von einer erneuten Erweiterung verschlungen. Der im  Jahr 1254 erstmals urkundlich erwähnte Ort stand im Weg. zwei Jahre hatten die Bewohner, um einen neuen Wohnort zu suchen. An Karfreitag 1939 wurde hier noch einmal in der Dorfkirche Abendmahl gefeiert, dann verließen auch die letzten ca. 30 Bewohner Ihre Heimat.

Die Häuser wurden danach zu Übungszwecken genutzt und später komplett gesprengt. Auch die heute noch markante Stephanuskirche war dem Verfall preisgegeben. Nur das ehemalige Schulhaus wurde erhalten.

2006 dann wurde der Truppenübungsplatz geschlossen und nach und nach Wanderern und Radfahrern für einen Besuch freigegeben. Auch das Dorf Gruorn wurde wiederentdeckt. Die beschädigt Stepahnuskirche wurde wieder restauriert und mahnt heute, die Geschichte nicht zu vergessen.

Inzwischen stehen auch immer mehr Wege für Besucher offen und können auf dem Truppenübungsplatz genutzt werden. Ihr solltet Euch allerdings vorab gut informieren, dann viele Wege sind auch immer noch gesperrt. Am besten nutzt Ihr eine Wander-App und legt dort vorab Eure Route fest, um keine böse Überraschung zu erleben. Denn oft muss man noch einen Umweg machen, um gesperrt Wege zu umgehen.

Gruorn und der Truppenübungsplatz Münsingen
Gruorn und der Truppenübungsplatz Münsingen

Die Wanderung nach Gruorn

Meine Wanderung begann an der Trailfinger Säge direkt bei Münsingen. Von hier aus ist Gruorn nur ca 2 Kilometer entfernt. Ihr könnt natürlich auch einen der anderen Zugänge nutzen, die sich rum um den Truppenübungsplatz immer wieder finden.

An der Trailfinger Säge gibt es genügend Parkplätze. Auch Wohnmobile haben hier Platz. Die Ausschilderung vom Parkplatz noch Gruorn ist sehr gut und Ihr werdet sicher keine Probleme haben, den Weg zu finden. Dieser ist asphaltiert und somit auch für Kinderwagen und Rollstuhl gut machbar. Die kleine Stephanus-Kirche ist schon von weitem sichtbar und weist Euch zusätzlich den Weg.

Vor Ort erwartet Euch neben der Kirche und dem Friedhof auch das alte Schulgebäude, in dem sich im Sommer auch ein kleines Gasthaus befindet.  Im Obergeschoss gibt es zudem ein kleines Museum, in dem Ihr Euch über die Geschichte des Ortes informieren könnt. Ich fand den Besuch dort sehr spannend, da man an dem Schicksal der Bewohner hautnah teilhaben kann.

Für alle, die noch mehr erfahren möchten werden von Ostern bis Allerheiligen zudem an allen Sonn- und Feiertagen um 14.30 Uhr Führungen zu der Geschichte von Gruorn und der Kirche angeboten. Über das Jahr verteilt gibt es weiterhin verschiedene Veranstaltungen und Gottesdienste zu erleben.

Der Kirche solltet Ihr auf jeden Fall auch einen Besuch abstatten. Die ist wieder wunderschön restauriert worden, doch im Inneren findet man Fotos von der durch Übungen zerstörten Kirche. Besonders die zerschossene Kirchturmuhr, die dort ebenfalls an der Wand hängt, fand ich beeindruckend.

Weiter zum Aussichtspunkt Gänsewag

Nun ging es für mich weiter zum Aussichtspunkt Gänsewag. Hierfür müsst Ihr von Gruorn aus etwas zurück laufen. Unterwegs gibt es dabei zuerst noch einige Überreste des Dorfes zu sehen, die noch einmal an die spannende Geschichte erinnern, aber auch betroffen machen. Zu vielen der Überreste gibt es Infotafeln, auf denn man mehr über das damalige Leben in Gruorn erfahren kann. Eine spannende Reise in die Vergangenheit.

Nachdem Ihr das Dorf wieder verlassen habt, folgt Ihr erst einmal dem Weg auf dem Ihr gekommen seid. Später biegt Ihr nicht ab um zurück zum Parkplatz zu kommen, sondern geht einfach geradeaus weiter. Da es nur wenige freigegebene Wege gibt, könnt Ihr Euch eigentlich nicht verlaufen, es sei denn Ihr missachtet die Verbotsschilder, was ich nicht empfehlen würde.

Stattdessen solltet Ihr diese einmalige Landschaft und die Aussicht genießen. Hier ist die Alb noch ursprünglich und als ich im Frühherbst dort unterwegs war, waren die Wiesen voller Kräuter und Blumen und die Luft von einem wundervollen Duft erfüllt. Hier könnt Ihr Euch der Natur ganz hingeben und sehen, wie die Alb früher aussah. Es fehlen eigentlich nur noch die alten Pferdewagen und die Illusion wäre perfekt.

Nach einer Weile weißt Euch ein Schild eine kleine Anhöhe hinauf zum Aussichtspunkt Gänsewag. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick vor allem in Richtung Süden und kann die Landschaft genießen. Dazu gibt es einige Infotafeln, für alle, die mehr über die Natur und die tierischen Bewohner erfahren möchten.

Wer mag kann hier auch eine kleine Rast einlegen, auf einem der Sonnenstühle relaxen oder am Picknick-Tisch einen Happen essen und trinken. Oder Ihr genießt einfach nur die Aussicht. Denn bei gutem Wetter kann man von hier aus sogar die Alpen sehen.

Die Friedhöfe Gänsewag

Nachdem Ihr die Aussicht genossen habt, geht es weiter bergab, bis Ihr den nächsten Weg nach Links nehmen könnt und somit den Rückweg wieder antretet. Hier erwartet Euch noch einmal etwas Geschichte, wenn auch teilweise fast versteckt im Wald – Die Friedhöfe Gänsewag. Diese entstanden, da das „Alte Lager“, das heute unter anderem aus Ausstellungsraum genutzt wird, in beiden Weltkriegen auch ein Gefangenenlager war.

Der Friedhof für die Opfer des Zweiten Weltkrieg ist schon weithin sichtbar und auch umzäunt. Ein Mahnmal erinnert daran, was hier geschehen ist. Doch es lohnt sich auch, ein klein wenig tiefer in den Wald zu gehen, denn hier befindet sich der Waldfriedhof Gänsewag. Hier wurden hauptsächlich russische Soldaten des Ersten Weltkriegs, die im Kriegsgefangenenlager starben, bestattet. Außerdem gibt es auch ein Massengrab für sowjetische Gefangene, die im Winter 1941/42 unter unmenschlichen Bedingungen starben. Ein Ort, um einen Moment inne zu halten, bevor es weiter geht.

Die Friedhöfe Gänsewag
Die Friedhöfe Gänsewag
Die Friedhöfe Gänsewag
Die Friedhöfe Gänsewag
Die Friedhöfe Gänsewag

Der Rückweg zum Parkplatz

Nun geht es weiter zurück zum Parkplatz. Als erstes geht es einen ziemlich steilen Berg hinunter, dann kommt ein perfektes Beispiel dafür, wie man sich wegetechnisch auf dem Truppenübungsplatz verschätzen kann. Denn der vermeintlich kurze Weg zurück wird durch die Schießanlage versperrt und man muss daher einen ca 2 Kilometer längeren Umweg in Kauf nehmen.

Doch auch diese Weg war wunderschön, durch Wiesen und Felder und sind ein entspannter Abschluss der Wanderung. Und auf etwa der Hälfte wird man mit einem tollen Blick auf Münsingen für den Umweg belohnt.

Und so endete meine kleine geschichtliche Wanderung nach Gruorn und über den Truppenübungsplatz. Ich kann nur empfehlen, diesen nach zu wandern und diese einzigartige Natur zu genießen. Es war sicher nicht mein letzter Besuch auf dem Truppenübungsplatz. Versprochen!

Der Rückweg zum Parkplatz bei Gruorn
Der Rückweg zum Parkplatz bei Gruorn
Der Rückweg zum Parkplatz bei Gruorn
Der Rückweg zum Parkplatz bei Gruorn
Der Rückweg zum Parkplatz bei Gruorn
Der Rückweg zum Parkplatz bei Gruorn
Der Rückweg zum Parkplatz bei Gruorn

Die Wanderung im Überblick

Natürlich gibt es zum Abschluss die komplette Wanderung noch einmal im Überblick. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Nachwandern!

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Kathleen

Hallo, ich bin die Gründerin von Immer auf Reisen. Seit mehr als 3 Jahren schreibe ich über Deutschland und Europa. Ich liebe es, unser Land immer wieder neu zu entdecken und ich möchte Euch animieren, ebenfalls Neues in Eure eigene Umgebung zu entdecken und so Immer auf Reisen zu sein.

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