Ich gebe ehrlich zu, dass ich Begriffe wie Hülen und Dolinen nicht kannte, bevor es mich auf die Schwäbische Alb verschlagen hat. Doch rund um meine neue Heimat Laichingen gibt es jede Menge davon und auch jede Menge Rekordhalter. Deswegen nehme ich Euch heute mit auf eine Wanderungen zum Thema Hülen und Höhlen rund um Laichingen. Kommt Ihr mit?
Was sind Hülen und Dolinen?
Okay, fangen wir erst einmal mit einer Begriffserklärung an. Hülen sind meist künstlich angelegtes Kleingewässer, die sich überall auf den wasserarmen Hochflächen der Schwäbischen Alb finden. Sie wurden entweder durch Regenwasser gespeist und lagen auf natürlichen Vernässungsstellen. Viele der Hülen wurden als Viehtränke angelegt. Eigene wurden aber auch zur Gewinnung von Brauchwasser genutzt. So verfügte früher fast jeder Ort über eine Hüle. Mit dem Anschluss an die Wasserversorgung verloren die Hülen allerdings immer weiter an Bedeutung. Oft wurden Sie – wie in Laichingen – zugeschüttet. Die Hülen in der freien Natur sind heute meist komplett überwuchert, was ich schade finde.
Dolinen sind dagegen auf natürliche Weise entstanden. Die schlot-, trichter- oder schüsselförmige Senken mit meist rundem oder elliptischem Grundriss finden sich in Karstgebieten rund um die Welt – und somit auch auf der Schwäbischen Alb. Sie werden auch als Sinkhöhlen oder Karsttrichter bezeichnet.
Allgemeines zur Hülen-Wanderung
Meine Wanderung beginnt am großen Innenstadt-Parkplatz von Laichingen. Hier findet Ihr immer einen Parkplatz. Auch die Bushaltestelle ist hier zu finden, solltet Ihr mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Alternativ dazu könnt Ihr an der Tiefenhöhle parken und von dort aus starten.
Auf der Wanderung könnt Ihr der Ausschilderung mit dem großen „K“ für Karstkundlicher Wanderweg folgen. Diese Schilder sind eigentlich überall auf der Strecke gut sichtbar angebracht. So könnt Ihr sicher gehen, dass Ihr Euch nicht verlaufen habt.
Eigentlich bei Wanderungen obligatorisch solltet Ihr hier besonders auf festes Schuhwerk achten. Der Weg geht hin und wieder nur auf schmalen Trampelpfaden mitten durch den Wald. Da ist ein sicherer Tritt wichtig, damit Euch nichts passiert.
Doline Vogts Grub
Vom Parkplatz oder der Bushaltestelle aus überquert Ihr die Bahnhofstraße und lauft entlang des Ulmer Weg und der Pichlerstrasse, bis Ihr zur Brücke über die L230 kommt. Hinter der Brücke folgt Ihr dem Wegweiser nach links, parallel zur Landstraße führt hier ein Wanderweg. Nach ca 900 Metern liegt die die Doline Vogts Grub zu Eurer rechten. Etwas versteckt liegt sind umrundet von Baumen und im Sommer leider sehr zugewuchert.
Dabei ist Vogts Grub mit einer Tiefe von 10 Metern, einem Durchmesser von 55 Metern und 8000 Kubikmetern Rauminhalt eine der größten Dolinen auf der Schwäbischen Alb. Im Winter kommen diese Dimensionen auch viel besser zur Geltung.
Die Tiefenhöhle Laichingen
Nun müsst Ihr wieder ein Stück zurück wandern bis zur Kreuzung an der Brücke. Dort geht es dann weiter geradeaus, immer der Ausschilderung folgend zur Laichinger Tiefenhöhle. Nach einer kleinen Steigung liegt diese direkt vor Euch.
Die Tiefenhöhle ist die einzige zur Schauhöhle ausgebaute Schachthöhle in Deutschland und mit einer für Bescher erreichbaren Tiefe von 55 Metern auch eine der tiefsten.
Wer möchte, kann hier einen kleine Zwischenstopp einlegen und die Höhle besuchen. Ein Rundgang dauert ca 45 Minuten. Mehr über die Tiefenhöhle erfahrt Ihr hier im Blog.
Das Dolinenfeld in den Maierwiesen
Nun wird es das erste Mal etwas kompliziert, denn nun geht es von der Tiefenhöhle aus kurz vor dem Kletterpark über einen kleinen Trampelpfad durch den Wald weiter. Wenn Ihr die Möglichkeit habt die GPS-Daten herunter zu laden oder meine Navigation auf Komoot zu nutzen, dann solltet Ihr das hier tun. Der Eingang zum Pfad ist gerade im Sommer ziemlich versteckt und schnell zu übersehen.
Wenn Ihr den Trampelpfad hinter Euch gelassen habt, dann geht es auf einem Wanderweg weiter, bis die nächste Überraschung auf Euch wartet. Nach einer Links-Kurve müsst Ihr der Ausschilderung nach rechts folgen, um weiter auf dem Kastkundlichen Weg zu bleiben. Es sieht im ersten Moment aus, als ob der Wegweiser sich irrt, da leider auch hier alles zugewuchert war, doch nach wenigen Metern geht das Ganze wieder ein einen kleinen Pfad über, an den Ihr Euch halten könnt.
Ihr erreicht die L1236 nach Suppingen und überquert diese. Nun geht es auf einem breiten Wanderweg weiter, erst etwas ins Tal hinab, dann unter der L230 hindurch und parallel dazu wieder hinauf.
Am Parkplatz geht der Wanderweg dann wieder mehr in Richtung Natur. Ihr folgt dem Wanderweg und biegt am Ende des Weges rechts ab. Nach wenigen Metern liegt links vom Weg eine weitere Doline bzw. ein Erdfall Hier lag früher eine Höhle, durch deren Einsturz die Doline entstand . Hier bekommt man einen Eindruck welche Höhlenwelt unter der Schwäbischen Alb schlummert.
Die Hagsbuchhüle
Nun folgt Ihr der Ausschilderung mit dem „K“ weiter nach rechts. Hier geht es über einen Wiesenweg, der oft als solcher nicht mehr zu erkennen. Aber das „K“ verrät Euch, ob Ihr noch richtig sein. Wenn der Weg nicht mehr weiter geht, dann biegt links ab und weiter geht es auf dem Waldweg.
Wenn Ihr aus dem Wald heraus kommt, wandert weiter nach rechts am Waldrand entlang.
Nach einer Weile geht es wieder in den Wald hinein und dort liegt die Hagsbuchhüle direkt vor Euch. Diese vermutlich künstlich angelegte Wasserstelle wurde früher zum Tränken des Viehs genutzt. Nicht ganz sicher ist, ob sich hier eine entsprechende Weide befunden hat oder sogar ein mittlerweile komplett zerfallener Hof. Zudem ist es auf Grund der Lehmschicht am Grunde der Hüle auch möglich, das diese sich auf natürlichem Wege gebildet hat.
Hohler Stein
An der Hagsbuchhüle biegt Ihr nun nach links ab und kommt an das obere Ende des Laichinger Skilifts. Von hier aus schlängelt sind ein schmaler Pfad den Hang hinab. Auf etwa halber Höhle weist Euch die Ausschilderung den Weg zum Hohlen Stein.
Die Überdachungshöhle mit rund 12 Metern Länge und 22 Metern Breite wurde vermutlich durch einen Erdfall geöffnet. Es handelt sich somit um den Rest eines Einbruchtrichters. Durch Frostverwitterung lösen sich hier immer wieder riesige Gesteinsbrocken von der Decke. Die Höhle sollte also besser nicht einfach so betreten werden – es droht Lebensgefahr. Doch auch von außen ist die Höhle beeindruckend.
Wie groß die der Hohle Stein früher war kann man aus Erzählungen erfahren, laut denen man damals einen ganzen Heuwagen hier unterstellen konnte. Im Winter bildet sich hier zudem ein Kaltluftsee, der die Höhle mit Eiskunst verzaubert.
Und eine Sage rankt sich auch um den Hohlen Stein. Laut dieser hat hier der Waldgraf von Laichingen gewohnt. Zwei Holzbauern hatten einmal ihre Beile verloren. Da erschien ihnen der Waldgraf und führte sie in den Hohlen Stein, wo sich ein Saal voller Schätze vor ihnen auftat. Die Bauern blieben aber bescheiden und erbaten sich nur je ein Beil. Als „Belohnung“ half ihnen der Waldgraf später bei der Arbeit – bis einer von ihnen am Wirtshaustisch davon erzählte. Seit diesem Tag ist der Waldgraf nie mehr wieder gekommen.
Die Feldhüle
Vom Hohlen Stein führt der Weg weiter hinab bis zum Fuß des Skilifts. Hier überquert man den Hang und kommt wieder auf einen Wanderweg. Diesen wandert Ihr nun immer weiter bis Ihr zur Feldhüle kommt, die sich links des Weges befindet.
Bei der Feldhüle handelt es sich wahrscheinlich um einen Mix aus Hülen und Dolinen bzw. um eine Doppel-Doline. Diese wurde mit Lehm abgedichtet und früher als Viehtränke genutzt.
Auch heute noch füllen sich die Hülen mit Regenwasser. Überschüssiges Wasser läuft über einen Damm in ein sogenanntes Schluckloch – eine Laugungsdoline mit Ponor – wo es versickert.
Der Heimweg und weitere Hülen rund um Laichingen
Hinter der Feldhüle biegt Ihr nun nach links ab und kommt über einen kleinen Anstieg zurück in die Stadt, zum Parkplatz bzw. zur Bushaltestelle, wo die Wanderung endet.
Wer jetzt noch mehr Lust auf Hülen bekommen hat, allein rund um Laichingen gibt es noch einige mehr, wie die Nattenbuch-Hüle und die Schorrenhüle. Es gibt also noch viel zu entdecken.
Die Wanderung im Überblick
Und natürlich gibt es für Euch eine Übersicht der Wanderung die die GPS-Daten zum herunterladen. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Nachwandern!
- Noch mehr Wanderungen auf der Schwäbischen Alb gibt es hier zu entdecken. Wie wäre es zum Beispiel mit den Bärenpfaden in Nellingen
- Und hier erfahrt Ihr noch mehr über Laichingen, die Tiefenhöhle und das Webereimuseum der Stadt
- Und weit von Laichingen liegt Münsingen. Hier könnt Ihr auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen das verlassene Dorf Gruorn entdecken oder den Premiumwanderweg „Hochgehhütet“ erwandern
- Entdecke weitere Höhlen der Schwäbischen Alb
- Allen, die sich noch mehr mit dem Thema auseinandersetzen möchten empfehle ich das Buch „Wasser für die Alb: Quellen, Brunnen und Hülen*„
- Auf der Suche nach einer Wanderkarte, um noch mehr Hülen und Höhlen zu entdecken? Ich nutze diese Wanderkarte* für die Gegend rund um Laichingen
Transparenz und Vertrauen: In diesen Beitrag befinden sich Empfehlungs-Links, welche mit *gekennzeichnet sind. Diese bedeutet für dich keine Mehrkosten, aber: Wenn du über einen dieser Links etwas kaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Diese hilf mir, diese Seite zu betreiben und unterstützt den Blog und meine Arbeit. Vielen lieben Dank!