Mit dem Molli von Kühlungsborn nach Bad Doberan – unter Dampf
Lautes Pfeifen, eine dampfende Lokomotive und ein Hauch von Nostalgie – so beginnt unser kleines Abenteuer mit dem Molli. Die historische Schmalspurbahn verbindet Kühlungsborn mit Bad Doberan und ist längst mehr als nur ein Verkehrsmittel: Sie ist ein lebendiges Stück Geschichte und ein rollendes Museum, das die Vergangenheit Mecklenburg-Vorpommerns wieder aufleben lässt.
Kein Wunder, dass wir uns eine Fahrt mit dem Molli in unserem letzten Urlaub auf gar keinen Fall entgehen lassen konnten. Eines lässt sich vorab schon sagen: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Also kommt mit auf einen kleinen Ausflug.
Die Geschichte des Molli
Der Molli gehört zu den ältesten noch in Betrieb befindlichen Schmalspurbahnen Deutschlands und begeistert seit 1886 Einheimische wie Touristen. Ursprünglich als Verbindung zwischen dem beliebten Ostseebad Heiligendamm und Bad Doberan gebaut, wurde die Strecke 1910 bis nach Kühlungsborn verlängert. Seither dampft die kleine Bahn in gemächlichem Tempo auf einer Spurweite von nur 900 Millimetern durch eine der reizvollsten Küstenlandschaften Norddeutschlands.
Auch wenn es heute moderne Züge gibt, die Menschen schnell von A nach B bringen – der Molli ist eine Zeitreise in eine Ära, in der Reisen noch entschleunigt und die Fahrt selbst ein Erlebnis war. Wer hier einsteigt, taucht ein in eine Welt aus gemütlich ratternden Waggons, historischen Uniformen und dem unvergleichlichen Duft von Kohle und Dampf.
Warum heißt es „der Molli“?
Wer heute in Kühlungsborn in die nostalgische Bäderbahn steigt, spricht ganz selbstverständlich von “dem” Molli. Doch warum trägt die historische Schmalspurbahn eigentlich diesen ungewöhnlichen Namen, der eher an einen kleinen Hund oder ein Haustier erinnert als an ein technisches Verkehrsmittel? Die Antwort darauf ist so charmant wie kurios – und Teil einer der beliebtesten Anekdoten rund um die Bäderbahn.
Die Geschichte reicht zurück in die frühen Tage des Molli, als die Bahn noch nicht den Kultstatus hatte, den sie heute genießt. Damals war eine ältere Dame mit ihrem kleinen Mops namens „Molli“ auf dem Weg nach Bad Doberan. Während der Fahrt sprang das Hündchen plötzlich aus dem Waggon oder rannte vom Bahnsteig aus auf die Gleise. Die besorgte Dame rief entsetzt: „Molli, bleib stehen!“ Der Lokführer, der diesen Ruf hörte, glaubte im ersten Moment, sie meine den Zug – also ihn und seine Dampflok – und leitete sofort eine Notbremsung ein. Die Bahn kam zum Stehen, der Hund wurde gerettet, und alle Beteiligten atmeten erleichtert auf.
Was als Verwechslung begann, wurde zur Legende: Von diesem Tag an wurde die Bäderbahn im Volksmund liebevoll „der Molli“ genannt. Und der Name blieb – bis heute. So erinnert „der Molli“ nicht nur an eine besonders tierliebe Szene aus der Geschichte der Bahn, sondern zeigt auch, wie sich Herzlichkeit, Humor und Alltagserlebnis zu einer Tradition formen können. Der Name verleiht der Bahn etwas Persönliches, fast Menschliches – und macht jede Fahrt mit ihr ein kleines Stück besonderer.
Einsteigen in Kühlungsborn – Vorfreude inklusive
Unser kleines Abenteuer startet am Bahnhof Kühlungsborn West, dem westlichsten Endpunkt der Molli-Bahn. Schon beim Betreten des Bahnhofsgebäudes spürt man die besondere Atmosphäre: Hier scheint die Zeit ein wenig langsamer zu laufen. An den Wänden hängen historische Fotos, die die wechselvolle Geschichte des Molli erzählen – von der Eröffnung Ende des 19. Jahrhunderts bis zu den modernen Tagen, in denen die Bahn ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Gäste ist.
Draußen auf dem Bahnsteig steht sie dann: die kleine, dampfende Lokomotive, die ihren Dienst seit Generationen versieht. Ihr markantes Pfeifen und die Dampfwolken, die in den blauen Himmel aufsteigen, wecken sofort Erinnerungen und eine gewisse Aufregung, denn an Dampfloks habe ich mein Herz verloren.
Der Molli wird mit Kohle befeuert und mit viel Liebe zum Detail gepflegt – die glänzenden Loks sind Zeugen einer großen Eisenbahntradition. Und auch die Waggons sind liebevoll restauriert: Holzbänke, große Fenster und nostalgische Gepäckablagen lassen die Vergangenheit lebendig werden. Mit einem sanften Ruckeln setzt sich der Zug schließlich in Bewegung – das Abenteuer beginnt. Langsam, aber mit unnachahmlichem Charme fährt der Molli los und nimmt uns mit auf eine entschleunigte Reise durch die Küstenlandschaft.
Zwischenstopp Heiligendamm – eine Reise in die Geschichte
Nach einem kurzen Stopp in Kühlungsborn West erreichen wir nach wenigen Kilometern Heiligendamm, das älteste Seebad Deutschlands, gegründet 1793. Hier stiegen einst gekrönte Häupter, Adelige und wohlhabende Bürger ab, um das milde Reizklima der Ostsee zu genießen. Noch heute zeugen die weißen Villen, die im Stil der Bäderarchitektur errichtet wurden, von dieser glanzvollen Epoche. Viele dieser Gebäude wurden liebevoll restauriert, darunter auch das berühmte Grand Hotel Heiligendamm*, das im Jahr 2007 sogar Gastgeber des G8-Gipfels war.
Der Molli hält direkt gegenüber dem Hotelkomplex – eine Einladung, in die Geschichte einzutauchen und das Flair der Kaiserzeit zu spüren. Hier könnte man aussteigen und durch die historische Bäderarchitektur schlendern, ein wenig Seeluft schnuppern oder sich im Grand Hotel einen Kaffee gönnen.
Doch wir entscheiden uns dafür, die Fahrt fortzusetzen, denn der Molli selbst ist das eigentliche Erlebnis. Kaum hat der Schaffner das Signal gegeben, pfeift die Lokomotive und setzt sich wieder in Bewegung. Durch große Fenster können wir das mondäne Seebad bestaunen, während der Molli uns weiter Richtung Bad Doberan bringt. Es fühlt sich an, als würden wir durch eine Postkarte fahren, vorbei an strahlend weißen Fassaden, prächtigen Alleen und gepflegten Parkanlagen.
Durch die Alleen bis nach Bad Doberan
Von Heiligendamm aus beginnt einer der landschaftlich reizvollsten Abschnitte der Strecke. Der Molli schlängelt sich durch malerische Alleen, vorbei an Feldern, Wiesen und kleinen Dörfern. Immer wieder zucken die Dampfwolken in den blauen Himmel, und der markante Pfeifton ertönt als Gruß an Spaziergänger und Radfahrer, die uns am Wegesrand zuwinken.
Besonders eindrucksvoll ist die Fahrt entlang der Bundesstraße mit Blick auf die wunderschönen Alleen. Im gemütlichen Tempo von maximal 40 km/h geht es vorbei an grünen Alleen, die im Frühling und Sommer in sattem Grün leuchten, während im Herbst ein buntes Farbenspiel die Fahrt zu einem Fest für die Sinne macht. Der Molli rattert gemütlich vor sich hin, und das sanfte Schaukeln wirkt fast meditativ. So vergeht die Fahrt wie im Flug, auch wenn man tatsächlich gemächlich unterwegs ist.
Und dann erreichen wir Bad Doberan, womit ein ganz besonderer Abschnitt unserer Fahrt beginnt. Denn hier fährt der Molli – ganz ungewöhnlich für eine Bahn – teilweise mitten auf der Straße. Autos fahren direkt neben dem Zug, als ob die Dampflok ein Teil des Alltagsverkehrs wäre. Dieses Nebeneinander von moderner Mobilität und historischer Dampfromantik macht die Strecke zu etwas ganz Besonderem.
Ab und zu wird es auch richtig eng. Zum Glück wissen die Einheimischen, was sie tun. Und falls Ihr mit dem Auto in Bad Doberan unterwegs seid und die Straße zusammen mit der Bahn benutzt, dann solltet Ihr das besser auch wissen. Denn hier geht es teilweise um Zentimeter. Schaut Euch dazu gerne auch einmal mein YouTube-Video an. Dort sind einige spannenden Szenen zu sehen.
Endstation Bad Doberan – das Ziel einer besonderen Reise
Nach rund 15 Kilometern und etwa 40 Minuten Fahrt erreicht der Molli schließlich Bad Doberan. Hier endet unsere Reise, doch das Abenteuer ist noch nicht vorbei. Am Bahnhof Bad Doberan kann man die Dampflok aus nächster Nähe bestaunen, die kräftigen Stahlräder und die liebevoll gepflegte Technik genau unter die Lupe nehmen. Die Lokführer und das Bahnpersonal beantworten gerne Fragen und erzählen Anekdoten aus dem Eisenbahneralltag.
Wer mag, kann im nahegelegenen Eisenbahn- und Heimatmuseum noch tiefer in die Geschichte des Molli eintauchen und erfahren, wie die Bahn früher Menschen, Gepäck und sogar Post transportierte. Bad Doberan selbst ist ein charmantes Städtchen mit einer reichen Geschichte, die eng mit dem Zisterzienserkloster verbunden ist. Das Doberaner Münster, eine der bedeutendsten Backsteingotik-Kirchen Norddeutschlands, ist nur einen kurzen Spaziergang vom Bahnhof entfernt und auf jeden Fall einen Besuch wert. Auch Cafés, kleine Läden und Restaurants laden zum Verweilen ein. Für uns bleibt die Fahrt mit dem Molli aber das Highlight: eine Reise durch die Zeit, eine kleine Dampfromantik-Tour, die Erinnerungen an vergangene Zeiten weckt und einfach Spaß macht.
Ein Erlebnis für alle Sinne
Die Fahrt mit dem Molli von Kühlungsborn nach Bad Doberan ist weit mehr als eine simple Zugfahrt – sie ist eine Reise für alle Sinne. Schon der Geruch von Kohle und Dampf lässt Eisenbahnfans und Romantikerherzen höherschlagen. Das rhythmische Rattern der Räder, das sanfte Schaukeln der Waggons und das leise Pfeifen der Lok vermitteln ein entschleunigtes Reisegefühl, das in unserer hektischen Welt fast verloren gegangen ist.
Unterwegs ziehen die Landschaften wie in einem Gemälde an uns vorbei: Felder, Alleen, Wälder, kleine Dörfer und mondäne Seebäder. Man spürt den Wind durch die offenen Fenster, hört das Pfeifen der Lok und sieht die erstaunten Gesichter der Spaziergänger, die dem Molli zuwinken. Kein Wunder, dass die Bahn jedes Jahr tausende Besucher anlockt, die eine kleine Auszeit vom Alltag suchen. Ob für Eisenbahnfans, Familien mit Kindern oder Nostalgiker – der Molli ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.
Noch mehr Impressionen in meinem YouTube-Video
Ihr möchtet die Fahrt mit dem Molli noch mehr genießen. Dann schaut Euch mein YouTube-Video davon an. Ich nehme Euch mit auf eine unvergessliche Reise. Aber schaut selbst:
Fazit – Eine charmante Fahrt voller Nostalgie
Die Fahrt mit dem Molli von Kühlungsborn nach Bad Doberan ist eine einzigartige Kombination aus Geschichte, Romantik und Naturerlebnis. Die liebevoll gepflegte Dampflok und die originalgetreu restaurierten Waggons lassen die Vergangenheit lebendig werden. Wer Mecklenburg-Vorpommern besucht, sollte sich diese Reise nicht entgehen lassen. Sie ist nicht nur eine Zugfahrt, sondern ein Erlebnis, das alle Sinne anspricht und die Seele berührt. Also: Einsteigen, Dampf einatmen und genießen!
- Wir waren während unseres Urlaubs in Rerik mit der Molli unterwegs
- Natürlich haben wir uns auch Kühlungsborn und Bad Doberan genauer angeschaut
- Außerdem waren wir im Gespensterwald Nienhagen, in Wismar, Heiligendamm, Neubukow, Schwerin, Boltenhagen, Klütz, Grevesmühlen und auf der Insel Poel unterwegs
- Fahrpläne und Ticketpreise findet Ihr auf der offiziellen Webseite
- Mehr über den Molli erfahrt Ihr in diesem Buch*
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