Auf den Spuren deutscher Weihnachtslieder reisen

Auf den Spuren deutscher Weihnachtslieder reisen

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Last Updated on 21. Dezember 2024 by Kathleen

Seid ihr schon richtig in Festtagsstimmung? Wie wäre es, wenn Ihr im nächsten Jahr nicht nur „O Tannenbaum“ und „Stille Nacht“ mitsingt, sondern auch die Orte besucht, an denen diese Lieder entstanden sind? Lasst uns gemeinsam auf eine Reise quer durch Deutschland und unsere Nachbarländer gehen und die Wurzeln unserer liebsten Weihnachtslieder entdecken. 

„Stille Nacht, heilige Nacht“ – Oberndorf bei Salzburg

Das wohl bekannteste Weihnachtslied der Welt, das in mehr als 350 Sprachen und Dialekte übersetzt wurde, entstand im Salzburger Land in Österreich. Es war Heiligabend 1818, als der Hilfspfarrer Joseph Mohr in Oberndorf bei Salzburg das Gedicht „Stille Nacht“ erstmals mit Gitarrenbegleitung sang. Die Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf erinnert bis heute an diesen Moment und ist ein Muss für jeden Fan des Liedes. Hier herrscht eine ganz besondere Ruhe, die zur Bedeutung des Liedes passt. In der kleinen Kapelle, die man heute besuchen kann, fühlt man sich sofort in vergangene Jahrhunderte zurückversetzt.

Nach eurem Besuch in der Kapelle könnt ihr noch den kleinen Weihnachtsmarkt in Oberndorf erkunden oder direkt nach Salzburg weiterziehen. Dort gibt es zur Weihnachtszeit einige der schönsten Weihnachtsmärkte überhaupt, und überall erklingt – natürlich – „Stille Nacht“. Es ist ein magisches Erlebnis, wenn die Menschen gemeinsam singen, vor dem Hintergrund von verschneiten Bergen und barocken Gebäuden.

↗ Hier habe ich Euch schon einmal ausführlich über Oberndorf und die Entstehung von Stille Nacht berichtet

Stille Nacht - Das berühmteste Weihnachtslied der Welt

„O Du Fröhliche“ – Ein Ausflug nach Weimar

Auch „O Du Fröhliche“ gehört zu den bekanntesten und meistgesungenen Weihnachtsliedern in Deutschland. Seine Geschichte beginnt im frühen 19. Jahrhundert in der Stadt Weimar. Hier lebte und wirkte der Theologe Johannes Daniel Falk, der das Lied ursprünglich als „Allerdreifeiertagslied“ schrieb – ein Lied für Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Falk, der sich intensiv für arme und elternlose Kinder einsetzte, gründete das erste Waisenhaus in Weimar und schrieb dieses Lied, um den Kindern Trost und Freude zu spenden.

Eine Reise auf den Spuren von „O Du Fröhliche“ führt Euch ins historische Weimar, eine Stadt voller Kultur und Geschichte. Neben den zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die an Goethe und Schiller erinnern, lohnt sich ein Besuch des ehemaligen Waisenhauses, das heute das Falk-Haus ist. Besonders zur Weihnachtszeit wird das Erbe von Falk und sein Einsatz für benachteiligte Kinder im Rahmen verschiedener Veranstaltungen geehrt.

Der Weimarer Weihnachtsmarkt, mit seinen traditionellen Ständen und festlicher Musik, bietet die perfekte Kulisse, um in die Zeit von Johannes Falk einzutauchen. Hier könnt ihr das berühmte Lied in einer besonderen Atmosphäre hören, die seine Botschaft von Frieden und Freude lebendig macht.

Oh Du fröhliche - Weihnachtslieder

„O Tannenbaum“ – Leipzig und Thüringer Wald

„O Tannenbaum“ ist eigentlich ein altes Volkslied und wurde erst um 1820 von August Zarnack und dann von Ernst Anschütz als Weihnachtslied umgedichtet. Und wo könnte man sich besser in die Tannenbaum-Atmosphäre einfühlen als im tiefen, verschneiten Thüringer Wald? Aber auch in den Wäldern rund um Leipzig, wo Ernst Anschütz lebte, spürt man die Wurzeln dieses Liedes.

Ein Abstecher in den Thüringer Wald bringt euch tief in die Natur, wo die dichten Tannenwälder wie aus einem Wintermärchen wirken. Schneewanderungen durch den Wald oder ein Besuch in einem der vielen kleinen Fachwerkdörfer rundherum lassen euch die Magie von „O Tannenbaum“ hautnah erleben.

Zum Abschluss solltet Ihr dann auch noch Suhl besuchen, wo Ernst Anschütz geboren wurde. Der Sühler Christsamelmart ist etwas ganz besonderes und man erkennt sofort, was ihn zu genau diesem Weihnachtslied inspiriert hat.

Das Anschützbänkle auf dem Sühler Christsamelmart

Das Anschützbänkle auf dem Sühler Christsamelmart

 

„Es ist ein Ros entsprungen“ – Speyer und das Rheinland

Dieses wunderschöne, poetische Weihnachtslied geht auf das 16. Jahrhundert zurück und hat seine Wurzeln im Rheinland. Besonders die Stadt Speyer, mit ihrer beeindruckenden Kathedrale, steht in Verbindung zu diesem alten Lied. Der Text bezieht sich auf das „Jesaja-Wort“ und beschreibt die Geburt Jesu wie eine Rose, die aus dem Wurzelstock Jesajas entspringt – eine wunderschöne Metapher, die besonders zur Adventszeit ihre Wirkung entfaltet.

Die Speyerer Kathedrale selbst ist ein imposantes Bauwerk und strahlt gerade zur Weihnachtszeit eine besondere Atmosphäre aus. Im Kerzenlicht des Advents und mit den festlichen Chorälen, die hier oft aufgeführt werden, ist es leicht, sich von der Schönheit dieses alten Liedes verzaubern zu lassen. Der Weihnachtsmarkt in Speyer rundet das Erlebnis ab, mit Glühwein und süßen Leckereien unter funkelnden Lichtern.

Es ist ein Ros entsprungen - Weihnachtslieder

„Alle Jahre wieder“ – Erkunde Gotha und die Gegend um Stuttgart

„Alle Jahre wieder“ ist ein Klassiker unter den Weihnachtsliedern, den wir alle kennen. Das Lied stammt von Wilhelm Hey, einem Pfarrer aus Thüringen, und die Melodie wurde später von Friedrich Silcher hinzugefügt.

Um auf den Spuren von Wilhelm Hey zu wandeln, müsst Ihr nach Thüringen reisen. Vor allem in Gotha, wo er einen Großteil seines Lebens verbrachte, findet sich noch die eine oder andere Spur seines Wirkens. Eine Gedenktafel am „Perthesschen Haus“  erinnert heute noch an seine caritatives Wirken und sein Engagement für eine menschenzugewandte Theologie.

Friedrich Silcher war an verschiedenen Orten rund um Stuttgart tätig, unter anderem in Fellbach, Ludwigsburg und Tübingen, wo er auch starb. Er gilt als  einer der bedeutendsten Komponisten und Liedersammler deutscher Volkslieder. Neben „Alle Jahre wieder“ stammen auch Lieder wie das Lorelei-Lied, Der Mai ist gekommen und Wenn alle Brünnlein fließen aus seiner Feder. 

Alle Jahre wieder - Weihnachtslieder

„Leise rieselt der Schnee“ – Ein Ausflug nach Polen

Dieses sanfte, winterliche Lied stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde von Eduard Ebel geschrieben, einem Pfarrer und Dichter. Der Text weckt sofort das Bild einer verschneiten, ruhigen Winterlandschaft, wie sie die bayerischen Alpen zu bieten hat. Doch weit gefehlt, denn das Lied entstand in Graudenz/Grudziądz in Pommern, heute Polen.

Das passt perfekt zu meiner ganz persönlichen Erinnerung an dieses Lied, denn mein Oma erinnert es immer an den kleinen See hinter dem Dorf in Pommern in dem sie aufwuchs. Eine ähnliche Szene hat wohl auch Eduard Ebel zu „Leise rieselt der Schnee“ inspiriert. Sie hat also das perfekte Bild dazu.

Übrigens ist Eduard Ebel nur einige Jahre nach der Veröffentlichung in Halle an der Saale gestorben, dass es ebenfalls zu besuchen lohnt.

Leise rieselt der Schnee - Weihnachtslieder

„Ihr Kinderlein, kommet“ – Dinkelsbühl, Augsburg und Lüneburg

„Ihr Kinderlein, kommet“ ist ein beliebtes deutsches Weihnachtslied, das in den frühen 1800er-Jahren von Christoph von Schmid geschrieben wurde. Um auf den Spuren dieses Liedes zu reisen, lohnt sich ein Besuch im bayerischen Dinkelsbühl, dem Geburtsort des Dichters. Auch in Nassenbeuren, heute ein Ortsteil von Mindelheim, wird in der Maria Schnee Kapelle daran erinnert, das hier wahrscheinlich der berühmte Text entstanden ist. Und auch Augsburg wo er in späteren Jahren gewirkt hat und auch gestorben ist, ist auf jeden Fall einen Besuch wert. 

Die heute bekannte Vertonung von „Ihr Kinderlein, kommet“ stammt aus der Feder von Johann Abraham Peter Schulz, der Lüneburg geboren wurde, und an verschiedenen Orten in Deutschland und Europa lebte. Von ihm stammt übrigens auch die Musik für das bekannte Volkslied „Der Mond ist aufgegangen“ und viele andere Melodien.

Unterwegs auf dem Sühler Christsamelmart

„Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen“ – Meiningen, Breslau und Berlin

„Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen“ hat für mich etwas besonderes. Nicht nur, dass es das Lieblingsweihnachtslied meiner Mama ist, die Melodie stammt zudem von einem alten Volkslied, dass in meiner Geburtsstadt Meiningen entstanden ist.  Der Text stammt, von Hermann Kletke, der in Breslau geboren wurde und dort einen Teil seines Lebens verbrachte, dann aber nach Berlin übersiedelte. Dort entstand dann auch „Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen“. 

Das Lied beschreibt die friedvolle und heimelige Atmosphäre eines weihnachtlich geschmückten Zuhauses. Es malt Bilder von einem leuchtenden Weihnachtsbaum, fröhlichen Gesichtern und einer Familie, die in festlicher Harmonie beisammen ist. Besonders anrührend ist die tiefe Besinnlichkeit, die durch die schlichten Worte vermittelt wird: Ein Moment des Innehaltens, des Staunens und der Vorfreude auf die festlichen Tage.

Die vier Strophen des Liedes laden dazu ein, sich an den kleinen, aber bedeutungsvollen Dingen des Weihnachtsfestes zu erfreuen – den funkelnden Kerzen, den liebevoll arrangierten Geschenken und der Wärme der Gemeinschaft. Es ist ein Lied, das nicht nur Kinderherzen höherschlagen lässt, sondern auch Erwachsene in die eigene Kindheit zurückversetzt.

„Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen“ bleibt ein zeitloser Klassiker, der uns daran erinnert, dass Weihnachten mehr als nur Geschenke ist – es ist das Gefühl von Frieden, Geborgenheit und Liebe.

Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen - Weihnachtslieder

„Sind die Lichter angezündet“ – Berlin, Potsdam und Leipzig

Apropos Lieblingsweihnachtslieder, natürlich darf auch mein liebstes Weihnachtslied in dieser Aufstellung nicht fehlen. „Sind die Lichter angezündet entstammt der Feder der Kinderbuchautorin Erika Engel, die Berlin geboren wurde, den größten Teil ihres Lebens aber in Potsdam verbrachte.

Das Gedicht von Erika Engel wurde dann vom späteren Musikreferenten des Mitteldeutschen Rundfunks und Leiter des Rundfunk-Kinderchores in Leipzig, Hans Sandig, vertont und war ein voller Erfolg. Innerhalb kürzester Zeit wurde das Lied zu einem der bekanntesten Weihnachtslieder in der DDR. Inzwischen hat es ganz Deutschland erobert.

Das Lied beschreibt die magische Atmosphäre, die entsteht, wenn Kerzen am Weihnachtsbaum erstrahlen und eine festliche Stimmung verbreiten. Es betont die Bedeutung von Gemeinschaft und Freude, die besonders in der Adventszeit spürbar werden.

Mit seiner sanften Melodie und den poetischen Worten lädt das Lied zum Mitsingen und Nachdenken ein – ein Klassiker, der Herzen berührt.

Der Schillerplatz -Weihnachtsmarkt Stuttgart

„Es ist für uns eine Zeit angekommen“ – Schweiz

Zum Schluss meiner Aufstellung kommt noch ein Lied, dass aus unserem Nachbarland Schweiz stammt und dort vor allem durch die Sternensinger populär gemacht wurde. Seine eingängige Melodie und die einfachen, aber poetischen Worte schaffen eine Atmosphäre, die gleichermaßen festlich und nachdenklich ist.

Das Lied erzählt von der winterlichen Natur, die in ihrer Ruhe und Schönheit eine Zeit der Besinnung ankündigt. Es beschreibt die schneebedeckten Wälder, die funkelnden Wege und das leise Knirschen des Schnees unter den Füßen, wie man sie sich wunderbar in der Schweiz vorstellen kann. In seiner Schlichtheit lädt der Text dazu ein, den Moment bewusst zu erleben und die Magie des Winters mit allen Sinnen wahrzunehmen.

Das Besondere an „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ ist seine universelle Botschaft: Es erinnert uns daran, innezuhalten, die Schönheit der Natur zu schätzen und den Geist der Gemeinschaft zu feiern. Das Lied ist ein musikalisches Symbol für die winterliche Ruhe und die Wärme, die wir in dieser besonderen Jahreszeit miteinander teilen.

Es ist für uns eine Zeit angekommen - Weihnachtslieder

Fazit: Reist auf den Spuren der deutschen Weihnachtsliedern

Ihr seht, es lohnt sich durchaus, sich auf den Weg zu machen, um die Magie deutscher Weihnachtslieder und ihrer Ursprungsorte selbst zu erleben. Ich selbst fand es sehr spannend für diesen Beitrag zu recherchieren und es sind einige tolle Reiseziele auf meine Bucket-Liste gewandert. Damit ich auch selbst in den nächsten Jahren auf den Spuren deutscher Weihnachtslieder reisen kann.

Auf den Spuren deutscher Weihnachtslieder reisen

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