Seligenstadt – die kleine Stadt am Main, direkt an der Grenze zwischen Hessen und Bayern gelegen hatte als Autobahnschild schon öfter meine Aufmerksamkeit erregt. Im letzten Herbst hatten wir endlich mal die Gelegenheit, uns Seligenstadt näher anzusehen. Und wir wurden nicht enttäuscht.
Die wunderschöne Stadt, die auf fast 2000 Jahre Geschichte zurückblicken kann, hat uns mit seinen entzückenden alten Häusern und seinem Kloster mit dem absolut wundervollen Klostergarten verzaubert. Solltet Ihr also einmal zwischen Frankfurt und Aschaffenburg unterwegs sein, dann solltet Ihr Seligenstadt unbedingt einen kleinen Besuch abstatten. Es lohnt sich auf jeden Fall.
Wie komme ich nach Seligenstadt?
Seligenstadt liegt direkt an der Autobahn A3 zwischen Frankfurt und Aschaffenburg. Auch die A45 und die B43a bzw. B45 führen direkt an der Stadt vorbei. Egal aus welcher Himmelsrichtung Ihr kommt. Seligenstadt ist immer gut erreichbar.
Leider hat die Stadt zwei ganz große Mankos. Zum einen der Bahnübergang an der Straße, die in die Stadt führt. Dort haben wir fast 10 Minuten gewartet und wären fast wieder umgedreht. In den 10 Minuten wurde der Übergang zwar kurz geöffnet, aber nur so, dass etwa drei Autos darüber fahren konnte, bis er sich wieder schloss. Absolut nervig. Zum anderen gibt es nur wenige Parkplätze und die sind nicht gut ausgeschildert, so dass wir nach dem Bahnübergang-Unterfangen erst nochmal durch die Altstadt geirrt sind. Zum Glück haben wir dann noch einen schönen Parkplatz direkt am Main gefunden. Trotzdem war unser Start mit Seligenstadt erstmal total nervenaufreibend.
Natürlich könnt Ihr auch mit der Bahn* anreisen. Von Frankfurt aus gibt es verschiedene Verbindungen, meist mit einem Umstieg. Hier seid Ihr etwa 30-40 Minuten unterwegs. Von Aschaffenburg aus gibt es einen direkten Bus oder Ihr nutzt eine der Bahnverbindungen mit einem Umstieg. Auch hier seid Ihr etwa 30 Minuten unterwegs.
Wissenswertes über Seligenstadt
Die Ursprünge der Stadt gehen auf das Jahr 100 n. Chr. zurück, als hier 500 römische Soldaten in einer Festung stationiert waren. Später – im Jahr 260 n. Chr. – zerstörten wilde germanische Stämme diese Festung.
Während der Karolingerzeit, schenkte der Sohn von Karl dem Große die Stadt, die damals noch Obermulinheim, als Belohnung einem seiner engagiertesten Gelehrten und Berater, Einhard. Dieser verfasste die Biographie Karls des Großen mit dem Titel Vita Karoli Magni (Leben Karls des Großen), die als eines der wertvollsten literarischen Nachlässe des Mittelalters gilt.
Einhard war es auch, der 828 den Grundstein für das Kloster legte und damit einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Stadt tat. Mehr dazu erfahrt Ihr etwas weiter unten
Aus Dokumenten geht hervor, dass die Gebeine der beiden Märtyrer Marcellinus und Petrus in Rom gestohlen und in die Basilika in Obermulinheim (der ursprüngliche Name der Stadt) überführt wurden. Dies führte zur Namensänderung in Seligenstadt -der „Stadt der Seligen“.
Bei einem Hoftag in Seligenstadt am 23. April 1188 schloss Kaiser Friedrich Barbarossa mit König Alfons VIII. von Kastilien den Ehevertrag zwischen ihren Kindern Konrad und Berenguela von Kastilien. Während seiner Regierungszeit erhielt der Ort auch das Stadtrechte, und eine Kurpfalz (Palatium) wurde am Mainufer erreichtet, von dem man heute noch die Ruinen bestaunen kann.
Nach der Machtübernahme durch Erzbischof Albert von Mainz wurde eine neue Ordnung in die Stadt eingeführt, die die Rechte der Bürger einschränkte. Infolgedessen litt Seligenstadt während des Dreißigjährigen Krieges stark, da der schwedische König die Stadt zwar vorerst vor der völligen Zerstörung bewahrte, sie beim Rückzug der schwedischen Soldaten aber trotzdem stark geplündert zurückgelassen wurde.
Durch die Säkularisation wurde das Kloster 1803 aufgelöst. Daraufhin kamen Stadt und Amt Seligenstadt an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, die 1806 als Rheinbundstaat zum Großherzogtum Hessen erhoben wurde. Seit 1852 gehört Seligenstadt fest zum Landkreis Offenbach.
Sehenswürdigkeiten in Seligenstadt
Das ehemalige Kloster von Seligenstadt
Die markanteste Sehenswürdigkeit von Seligenstadt ist wohl das ehemalige Kloster – ein Benediktinerkloster, das vom 9. bis ins 19. Jahrhundert hier bestand. Heute ist es eine der wenigen nahezu komplett erhaltenen Klosteranlagen in Hessen, des übrigens dem Idealmodell eines Benediktinerklosters entsprechend dem Klosterplan von Sankt Gallen entspricht.
Das Kloster wurde 828 von Einhard – einem Biograf von Karl dem Großen, der die Stadt 815 von dessen Sohn geschenkt bekam – gegründet. Nach dem Tod seiner Frau Imma im Jahre 830 als er selbst als erster Abt des Klosters eingeführt. Im Laufe der Jahre wurde das Kloster politisches und wirtschaftliches Machtzentrum der Stadt.
Sowohl während des Bauernkriegs 1525 als auch während des 30jährigen Krieges wurde das Benediktinerkloster geplündert und beschädigt. Erst ab dem Ende des 17. Jahrhunderts erlebte das Kloster eine neue Blütezeit. Die Anlage wurde damals in barocken Formen erneuert und prächtig ausgestaltet.
Doch im Jahre 1803 wurde das Kloster im Rahmen der Säkularisation aufgelöst und alle religiösen Einrichtungen geschlossen. Doch auch wenn dies das Ende des Klosterlebens bedeutete, lebte das Kloster doch als katholische Kirche weiter und erfreut sich heute bei Besuchern großer Beliebtheit.
Besonders gut gefallen hat uns der zum Kloster gehörende 30.000 m² große Klostergarten . Dieser wurde gemäß seiner historischen Struktur und Bepflanzung rekonstruiert und ist einfach ein wundervoller Ort zum verweilen. Hier findet man nicht nur verschiedene Nutz- und Zierpflanzen sondern auch einen großzügig angelegten Apothekergarten. In dem wunderschönen Klostergarten kann man wunderbar bummeln, einen Moment unter den Obstbäumen verweilen oder ein paar tolle Fotos machen.
Beim Klostergarten gibt es neben einem netten kleinen Kloster-Café auch noch das RegioMuseum zu entdecken. Dieses widmet sich der Begegnungen mit der Kulturgeschichte zwischen Main und Spessart. Zu sehen gibt es unter anderem Ausstellungsstücke zu Vor- und Frühgeschichte von Seligenstadt, Volkskunde, Kunsthandwerk, Malereien und Plastiken aus dem15. bis 18. Jahrhundert sowie allerlei Wissenswertes über die Geschichte der Stadt und des ehemaligen Kloster.
Ein Spaziergang durch die Altstadt und die kleinen Gassen
Wenn Ihr vor Ort seid, dann solltet Ihr unbedingt einen kleinen Bummel durch die Altstadt von Seligenstadt machen. Diese ist geprägt von kleinen Gassen, historischen Gebäuden und farbenprächtigen Fachwerkhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Zentraler Punkt ist dabei der große Marktplatz, an dem sich die meisten der wunderschönen Fachwerkhäuser befinden. Dieser war bereits im Mittelalter ein belebter Ort in der Stadt und auch heute findet dort mittwochs und samstags der Seligenstädter Wochenmarkt statt. Zahlreiche kleine Restaurants und Café laden dazu zum Verweilen und Genießen ein. An einem schönen Tag gibt es hier das pure Urlaubsfeeling direkt vor der Haustür zu erleben.
Besonders sehenswert ist das Rathaus der Stadt aus dem Jahr 1823 – das einzige klassizistische Bauwerk am Marktplatz und damit sehr auffällig. Der Turm des Rathauses stammt von einer ehemaligen Pfarrkirche, die inzwischen abgerissen wurde.
Genauso sehenswert ist das Einhard-Haus mit seinen wunderschönen Fachwerkverzierungen. Es wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Die aufwändigen Erkerfenster und die Fassade mit den beiden Wappen und den in die Ecken eingravierten Gesichtern sind genauso interessant wie die Fenster, die von farbenfrohen, mit Blumen gefüllten Pflanzkästen eingerahmt sind.
Seligenstadt ist überregional bekannt für seinen Fastnachtszug, der sich traditionell am Rosenmontag durch die Innenstadt bewegt. Wer mehr darüber erfahren möchte, der sollte unbedingt im Fastnachtsmuseum im Innenhof der Glaabsbräu vorbei schauen.
Spannend ist auch das Romanische Steinhaus (domus lapidea), das wir in einer der wunderschönen kleinen Gassen entdeckt haben. Es wurde 1187 als Vogtei errichtet und war 1188 sogar Stätte des Hoftags von Kaiser Friedrich I (Barbarossa). Mit seinem außergewöhnlichen Aussehen sticht es auch heute noch deutlich hervor.
Also nehmt Euch ruhig ein wenig Zeit und schlendert durch die Gassen der Stadt und lasst Euch davon tragen. Die Fachwerkhäuser mit ihren kunstvoll gestalteten Erkern und Schnitzereien warten darauf, von Euch entdeckt zu werden.
Extra-Tipp: Spaziergang am Main
Etwas das wir selbst leider aus zeitlichen Gründen nicht geschafft haben, dass aber von vielen Bloggerkollegen empfohlen wird, ist ein Spaziergang am Main entlang. Dabei könnt Ihr zum Beispiel die alte Mainfähre “Stadt Seligenstadt” beobachten, die immer wieder Touristen und Einheimische von der bayerischen Uferseite zur hessischen bringt. Die Fähre ist bereits seit 1971 in Betrieb und gehört inzwischen zum Stadtbild von Seligenstadt fest dazu
Interessant ist auch das bereits weiter oben schon erwähnte romanische Palatium – die Ruine einer staufischen Kurpfalz aus dem 12. Jahrhundert, von der heute nur noch eine Front zu sehen ist. Der interessante Bau aus rotem Sandstein war ursprünglich in die im 12. Jahrhundert erbaute Stadtmauer integriert. Insgesamt bestand diese Stadtbefestigung aus vier Tortürmen und sechs Bollwerk-Türmen. Heute kann man davon neben dem Palatium noch das Steinheimer Tor sowie drei der Bollwerk-Türme bestaunen. Das Palatium kann zum Beispiel auch am Tag des offenen Denkmals von innen besichtigt werden. Ansonsten kann man es nur von außen bestaunen.
Essen gehen in Seligenstadt
Da wir Seligenstadt als kleine Zwischenstation auf dem Heimweg von Düsseldorf besucht haben, waren wir natürlich auch auf der Suche nach einem leckeren Mittagessen. Nach etwas hin und her bummeln fiel unsere Wahl am Ende auf die Ristorante & Pizzeria 1744 am Freihofplatz direkt am Kloster. Und wir wurden nicht enttäuscht. Sowohl die Pizza als auch die Nudeln waren sehr lecker und wir waren am Ende pappsatt, sehr glücklich und bereit für die Weiterfahrt.
Lohnt sich ein Besuch in Seligenstadt?
Wer auf der Suche nach einer kleiner gemütlichen Fachwerkstadt am Main ist, der ist in Seligenstadt bestens aufgehoben. Hier kann man man problemlos einen wundervollen Tag verbringen oder ein entspanntes Wochenende. Gerade wenn man dem Großstadt-Trubel von Frankfurt entfliehen will, ist die Stadt einfach perfekt.
- Seligenstadt liegt in der Nähe von Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach und Aschaffenburg
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- Kulinarische Köstlichkeiten aus Seligenstadt und Umgebung findet Ihr in diesem Buch*
- Ihr mögt Krimis? Dann schaut Euch mal hier*, hier* oder hier* um
- Speziell mit den Stolpersteinen in Seligenstadt beschäftigt sich dieses Buch*
- Solltet ihr die Stadt als Ausgangspunkt für Wanderungen nutzen wollen, empfehle ich Euch diese Wanderkarte*
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