Auf dem Domplatz in Erfurt in Thüringen

Erfurt – 10 tolle Orte, die Ihr gesehen haben solltet

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Erfurt – das klingt nach Fachwerkromantik, mittelalterlichem Flair und einer Prise studentischem Leben. Die thüringische Landeshauptstadt hat sich in den letzten Jahren mächtig gemacht, ohne ihre Seele zu verlieren. Wer hier durch die Gassen schlendert, entdeckt an jeder Ecke Geschichte, Kultur und jede Menge Charme. Und auch mir persönlich liegt Erfurt sehr am Herzen. Hier habe ich 1,5 Jahre gewohnt und ein kleines bisschen trauere ich dieser Zeit immer noch nach. Deswegen sind wir so oft wie möglich hier. Und oft entdecke ich dabei immer wieder noch etwas neues.

In diesem Blogbeitrag nehmen wir Euch mit zu zehn tollen Orten in Erfurt, die Ihr Euch nicht entgehen lassen solltet – perfekt für ein Wochenende oder auch länger.

Der Anger und der Angerbrunnen

Der Anger ist das, was man eine klassische „Shoppingmeile mit Charakter“ nennen würde. Hier pulsiert Erfurts Alltag, hier trifft sich alles – vom eiligen Büro-Menschen bis zur gemütlichen Café-Sitzerin. Einst war der Anger ein mittelalterlicher Handelsplatz, heute ist er eine bunte Mischung aus Alt und Neu, zwischen großen Kaufhäusern, alten Patrizierhäusern und dem gläsernen Anger 1.

Was den Anger besonders macht, ist seine lebendige Atmosphäre – Straßenbahntrubel inklusive. Es ist das perfekte Pflaster zum Bummeln, Leute beobachten und sich einfach treiben zu lassen. Und mittendrin: der Angerbrunnen. Der ist nicht nur ein Hingucker mit seinen aufragenden Säulen, Figuren und Wasserspielen, sondern auch Treffpunkt und Ruhepol in einem. Besonders im Sommer wird er zum beliebten Foto-Spot – oder zur kleinen Erfrischung für müde Füße.

Wenn Ihr Erfurt wirklich fühlen wollt, dann stellt Euch einfach ein paar Minuten an den Angerbrunnen, lasst das bunte Treiben auf Euch wirken und genießt diese charmante Mischung aus Geschichte und Gegenwart.

Der Erfurter Angebrunnen

Die Thüringer Staatskanzlei

Ein besonderes Prachtstück, gleich hinter dem östlichen Anger versteckt ist die Thüringer Staatskanzlei – der Sitz der Thüringer Regierung.

Das Gebäude ist auch bekannt als Kurmainzische Statthalterei und stammt aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Von 1699 bis 1802 war die barocke Anlage Sitz der kurmainzischen Statthalter. Diese verwalteten von hier aus im Auftrag des Fürsterzbischofs von Mainz die Stadt Erfurt. Während des Erfurter Fürstenkongresses vom 27. September bis zum 14. Oktober 1808 wohnte und verweilte hier auch Napoléon Bonaparte und lernte dabei unter anderem Johann Wolfgang von Goethe kennen.

Unter den Preußen wurde die Anlage dann in ein Verwaltungsgebäude umgewandelt und seitdem von den verschiedenen Regierungen jeweils als Verwaltungssitz genutzt.

Die Thüringer Staatskanzlei

Die Ruinen der Barfüßerkirche

Von der Staatskanzlei aus machen wir nun einen kleinen Abstecher zu den Ruinen der Barfüßerkirche. Einst war diese ein architektonisches Meisterwerk, bis zu ihrer Zerstörung 1944.

Die im 14. Jahrhundert erbaute Klosterkirche wurde auf den Ruinen einer beim Stadtbrand von 1291 zerstörten Kirche erbaut. Bis zur Reformation wurde sie von den Franziskanern genutzt. Im Jahr 1525 wurde das Gotteshaus zur Gemeindekirche der evangelischen Barfüßergemeinde. Am 11. Oktober 1529 predigte hier Martin Luther.

Ein Blitzschlag im Jahr 1838 beschädigte das Langhaus und machte von 1842 bis 1852 eine umfangreiche Restaurierung notwendig. Danach diente die Barfüßerkirche als Erfurter Garnisonkirche.

Im Zweiten Weltkrieg wurden ab 1943 das bewegliche Kunstgut der Kirche und die wertvollen Farbverglasungen von 1230/1240 durch Auslagerung gesichert. Zum Glück, denn am 27. November 1944, in der Nacht zum Totensonntag, wurde die Kirche, wie auch das benachbarte Wohngebiet und das Pfarrhaus, beim Angriff von mehreren britischen Mosquitobombern auf Erfurt, durch eine Luftmine getroffen und schwer beschädigt. Erst zu Christi Himmelfahrt 1957 wurde im Instand gesetzten Hohen Chor, der durch eine Wand vom zerstörten Kirchenschiff abgetrennt wurde, erstmals wieder ein Gottesdienst gefeiert.

Vom Rest der Kirche stehen bis heute nur noch die Ruinen, da weitere Instandsetzungen verweigert wurden. Nach 1989 wurden zwar größere Sanierungen und Sicherheitsmaßnahmen vorgenommen, jedoch wurde von einem Wiederaufbau abgesehen.

Im Angermuseum sowie in der Staatsgalerie Stuttgart findet sich jeweils ein Gemälde der alten Barfüßerkirche, die ca 1925 von Lyonel Feininger gemalt wurden. Im Hof der Ruinen finden im Sommer Theatervorstellungen statt. Der Flügelaltar im Hohen Chor aus dem Jahr 1445 gehört zu den bedeutendsten Schnitzaltären Erfurts.

Die Ruinen der Barfüsserkirche

Der Erfurter Dom und die St. Severin Kirche zu Erfurt

Weiter geht es durch gemütliche Gassen bis zum Erfurter Dom und zur St. Severin Kirche.

Der Erfurter Dom ist ein imposantes Gebäude und weithin über die Stadt zu sehen. Mit der Gloriosa besitzt er die größte freischwingende Glocke der Welt. Der Erfurter Dom diente allerdings nur kurze Zeit – etwa in der Mitte des 8. Jahrhunderts – als Bischofssitz. Vom Mittelalter bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein war er dann Sitz des Kollegiatstifts St. Marien. Seit 1994 ist der Dom nun wieder Kathedrale des neu geschaffenen Bistums Erfurt und Sitz des Domkapitels.

Direkt nebenan steht die St. Severin Kirche, die zusammen mit dem Dom das Stadtbild prägt. Sie gehört zu den bedeutendsten gotischen Bauten in Deutschland. Im Inneren der Kirche finde sich ein Sarkophag mit den Gebeinen des Kirchenpatrons Severus von Ravenna.

Auf dem Domplatz unterhalb der beiden Kirchen finden im Laufe des Jahres verschiedene Märkte statt. Zudem gibt es hier im Sommer die Domstufen Festspiele, die jedes Jahr tausende Besucher anlocken.

Solltet Ihr am Martinstag Anfang November in Erfurt sein, dann solltet Ihr auch auf dem Domplatz vorbeischauen, wenn sich hunderte Kinder und Erwachsene mit Laternen versammeln, um diesen Tag zu feiern. Echtes Gänsehaut-Gefühl, kann ich nur sagen.

Auf dem Domplatz

Das Rathaus von Erfurt

Die Ursprünge des Rathauses reichen bis in das 11. Jahrhundert zurück und wurde 1275 erstmals erwähnt. Vom 13. bis 17. Jahrhundert war das Rathaus politisches Herzstück der kommunalen Selbstverwaltung der Mittelaltermetropole Erfurt. Bis 1706 erreichte der Gebäudekomplex die Ausmaße des heutigen Hauptgebäudes. Allerdings wurde dann 1830 damit begonnen, das alte gotische Rathaus abzureißen. Grund dafür war ein eigentlich nur kleinerer Schaden am Dach. 1834 gab es einen Entwurf von Karl Friedrich Schinkel für ein neues Rathaus – unter Einbeziehung des vorhandenen, markanten Turms von 1330. Allerdings wurde dieser nicht berücksichtigt. Stattdessen wurde ein Entwurf von Theodor Sommer umgesetzt und 1869 mit dem Umbau begonnen. 1875 zogen dann wieder die ersten Stadtbediensteten in das Rathaus ein.

Am 11. April 1945 erlitt das Gebäude eine starke Zerstörungen durch amerikanischen Artilleriebeschuss. Der Turm und das Dach mit seinen reich verzierten Aufbauten wurden später nur in schlichterer Form erneuert. Die Nordfassade wurde im Dachbereich ebenfalls einfacher gestaltet. Trotzdem hat das Rathaus nichts von seinem Glanz verloren. Nicht nur von außen ist es wundervoll anzuschauen. Auch die prachtvoll gestalteten Treppenhäuser sind für den Publikumsverkehr geöffnet und können jederzeit gerne besucht werden.

Das Rathaus Erfurt

Das Gildehaus und das Haus zum Breiten Herd

Das Haus zum Breiten Herd ist, zusammen mit dem Gildehaus, eines der schönsten Häuser in Erfurt. Es wurde 1584 im Auftrag des Stadtvogts und Ratsmeisters Heinrich von Denstedt errichtet. Während des Erfurter Fürstenkongresses 1808 wohnte Friedrich August I. von Sachsen hier. Und Napoleon machte ihm mit seinen Marschällen einen feierlichen Besuch. Die Verzierungen und Gestaltungen aus der Renaissance sind einfach wunderschön anzuschauen.

Ende der 17. Jahrhunderts wurde das Haus zum Breiten Herd zum Vorbild des Gildehauses, das in zwei Bauphasen 1882/83 und 1892/93 im Stil der Neorenaissance direkt nebenan errichtet wurde. Bei einem Brand im Juli 2008 im italienischen Restaurant im Erdgeschoss des Gildehauses wurde auch das Haus zum Breiten Herd beschädigt. Beide Gebäude sind aber in der Zwischenzeit renoviert und erstrahlen wieder in altem Glanz.

Das Gildehaus und das Haus zum Breiten Herd in Erfurt

Das Haus zum Roten Ochsen

 

Ebenfalls direkt am Fischmarkt steht das prächtige „Haus zum Roten Ochsen“ – und es ist eines dieser Gebäude, bei dem man unweigerlich stehen bleibt. Die Fassade? Eine wahre Augenweide. Das Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert und zählt zu den schönsten Renaissancebauten Erfurts. Besonders auffällig: die reiche Fassadengestaltung mit kunstvoll verzierten Erkern, Fensterrahmen und Figurenreliefs. Man kann sich kaum sattsehen.

Heute ist das Haus ein Ort der Kunst. Es beherbergt die Kunsthalle Erfurt, die wechselnde Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst zeigt. Wer also nach dem Altstadtflair ein bisschen Kunstgenuss sucht, ist hier genau richtig. Die Räume im Inneren sind lichtdurchflutet, stilvoll und geben der Kunst den nötigen Raum zum Wirken.

Ein kleiner Tipp für alle mit Faible fürs Detail: Werft unbedingt einen Blick auf das geschnitzte Portal mit dem Wappen und dem namensgebenden roten Ochsen – es steckt voller liebevoller Symbolik. Und wenn Ihr danach noch ein bisschen Lust auf Stadtgeschichte habt, steht das Rathaus mit seinem großartigen Festsaal gleich nebenan. Der Fischmarkt ist ohnehin einer der schönsten Plätze Erfurts – und das „Haus zum Roten Ochsen“ ist sein kunstvoller Mittelpunkt.

 

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Die Krämerbrücke

Nur einen Steinwurf vom Fischmarkt entfernt findet Ihr eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Erfurt – die Krämerbrücke.

Die Krämerbrücke entstand neben einer Furt durch die Gera und war Teil des west-östlichen Handelsweges Via Regia. Ursprünglich als Holzbrücke über die Gera errichtet, wurde diese im Jahr 1117 erstmals in der Stadtchronik erwähnt.

Da Erfurt durch mehrere Brände heimgesucht wurde, bei der die Holzbrücke immer wieder beschädigt oder zerstört wurde, entschied man sich, einen steinernen Neubau zu errichten. Dieser wurde im Jahr 1325 fertiggestellt und war bereits mit den heute noch so markanten Fachwerkgebäuden an beiden Seiten ausgestattet. An den beiden Brückenköpfen wurden steinerne Kirchen mit Tordurchfahrten errichtet. Dies waren am westlichen Ende die Benediktikirche und am östlichen die Ägidienkirche.

Den größten Teil seines heutigen Aussehens erhielt die Krämerbrücke nach einem erneuten Stadtbrand im Jahre 1472. Zwar wurde Sie im Zweiten Weltkrieg ebenfalls schwer beschädigt – zwei Gebäude mussten sogar vorerst abgerissen werden, wurden aber wieder aufgebaut – jedoch genoss die Brücke auch in der DDR einen besonderen Status und wurde gut Instand gehalten.

Und so lockt Sie bis heute in jedem Jahr tausende Besucher an.

Als besonderes Highlight empfehle ich Euch, dem Touristenstrom zu entwischen und einmal auf die Rückseite der Krämerbrücke zu schauen. Dort kann man nicht nur tolle Fotos machen, sondern hier geht auch mein Spaziergang durch Erfurt weiter.

Die Krämerbrücke in Erfurt

Das Augustinerkloster zu Erfurt

Etwas versteckt liegt das Augustinerkloster, das ab 1277 erbaut wurde und in dem Martin Luther zwischen 1505 und 1511 als Mönch lebte.

Allein über das Kloster liese sich wahrscheinlich stundenlang berichten. Und vielleicht mache ich das auch noch irgendwann.

Bis zur Reformation wurde es – wie der Name schon sagt – von den Augustinern genutzt. 1525 ging es dann in den Besitz der Evangelischen Kirche über und wurde 1559 nach dem Tod des letzten Mönchs von der Stadt Erfurt säkularisiert.

Während der Luftangriffe auf Erfurt am 25. Februar 1945 wurde der gesamte Klosterbereich durch eine britische Bombe schwer in Mitleidenschaft gezogen. Das Bibliotheksgebäude mit seiner künstlerischen Ausgestaltung sowie die Waidhäuser wurden völlig zerstört, der Rest der Gebäude wie auch die Kirche schwer beschädigt. Nach Kriegsende erfolgte dann leider nur ein teilweiser Wiederaufbau, so dass viel vom alten Glanz des Klosters verloren ging.

Seit 1994 ist das Augustinerkloster wieder Dienstsitz der Propstei Erfurt-Nordhausen und wird vor allem als Tagungs- und Begegnungszentrum genutzt.

Im Hof des Augustiner-Kosters

Der Wenigemarkt

Nur ein paar Schritte von der Krämerbrücke entfernt liegt der Wenigemarkt – ein kleiner Platz, der ein bisschen wirkt, als hätte man ihn aus einem romantischen Stadtführer herauskopiert. Kopfsteinpflaster, alte Giebelhäuser, eine hübsche Kirche und mittendrin ein paar Tische unter Sonnenschirmen – das ist der Wenigemarkt. Und wer einmal hier war, kommt meist ein zweites Mal zurück.

Tagsüber ist der Platz ein Ort zum Verweilen, Fotografieren und Cappuccino-Schlürfen. Abends wird’s gesellig: Dann füllen sich die Tische vor den Cafés und Restaurants, und aus dem einen oder anderen Fenster klingt leise Musik. Besonders beliebt ist das Café Nerly mit seinem lauschigen Innenhof – aber auch das Bier aus dem nahen Spezialitätenkeller hat so manchen Besucher zum Bleiben verführt.

Geschichtlich hat der Wenigemarkt ebenfalls einiges auf dem Kasten. Früher war er das Zentrum der sogenannten „Wenigen Stadt“ – einer eigenständigen Stadthälfte mit eigener Kirche, eigenem Rathaus und stolzem Selbstbewusstsein. Heute spürt man von dieser Eigenständigkeit noch den Hauch einer charmanten Eigenwilligkeit. Der Wenigemarkt ist kleiner als der Fischmarkt, leiser als der Anger – aber in seiner Ausstrahlung kaum zu übertreffen.

Auf dem Wenigemarkt

Fazit – eine meiner liebsten Städte

Wie Ihr sicher schon gemerkt habt, gehört Erfurt zu meinen liebsten Städte und ich kehr immer wieder gerne zurück. Und Ihr könnt Euch ganz sicher sein, dass dies nicht der letzte Beitrag zu Erfurt war. Ihr dürft also gespannt sein.

Und wenn Ihr jetzt noch mehr Lust auf die Stadt bekommen hat, dann schaut doch mal auf feels like Erfurt vorbei. dort gibt gibt es 101 weitere Dinge zu entdecken, die man in Erfurt gemacht haben sollte. Ich würde sagen, so etwa die Hälfte davon habe ich schon erledigt.

Es gibt also noch ein bisschen was zu tun …

Ein Besuch in Erfurt

Zum Weiterlesen

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